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Ein archäologischer Spaziergang durch Vižula
Der archäologische Spaziergang durch Vižula führt entlang einer Straße, die heute zum Großteil in einen 2,3 km langen Spazierweg umgewandelt wurde. In der Antike gingen dort die reichen Bewohner von Vižula und ihre angesehenen Gäste spazieren. Damals gehörte die heutige Bucht mitsamt einer antiken Straße, die heute im seichten Meer liegt, eigentlich zum Land.
Langjährige Forschungen (neben archäologischen Ausgrabungen an Land wurden hier auch unterwasserarchäologische Untersuchungen unter Leitung von Dr. Igor Miholjek durchgeführt sowie Luftaufnahmen des Geländes angefertigt) haben gezeigt, dass sich der luxuriöse Wohnbereich der Villa im westlichen und der Kai mit Lagerräumen und Häusern für Händler, Dienerschaft und Sklaven im südöstlichen Teil der Halbinsel befand.
An den Gebäuden aus dem 1. bis 6. Jahrhundert lassen sich heute die einzelnen Bauphasen und Verwendungszwecke erkennen. In Bezug auf die Villa bzw. den Palast im westlichen Küstenbereich von Vižula können vier wesentliche Bau- und Umbauperioden mit Zwischenphasen aus den Zeiten des Kaisers Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.), Hadrian (76–138), Konstantin des Großen (280–337) und des byzantinischen Kaisers Justinian (527–565) unterschieden werden.
Die römische Wohnvilla auf Vižula bzw. der Kaiserpalast aus dem 4. Jh. fügten sich perfekt in die umliegende Landschaft ein und boten den schönsten Ausblick auf die Bucht von Medulin und die umliegenden Anwesen. Gebaut wurde die Villa auf natürlichen Terrassen am Hang einer Anhöhe, die sanft zum Meer hin abfällt. Die zwei oder mehrere Meter hohen Wände der Villa, die an der Küste und im Kiefernwald der Halbinsel erhalten wurden, zeugen von ihrer prachtvollen Architektur.
Die beeindruckende westliche Fassade der Villa mit Blick auf die Nachbarvilla in Pomer zierten einst hohe glatte Säulen mit ionischen Kapitellen. Hier wurden auch erhaltene Bodenmosaike mit schwarz-weißer geometrischer Ornamentik und Bordüren aus der Zeit des Kaisers Augustus vorgefunden, die die Promenade am Meer zierten. Die schönsten Mosaike stammen aus der Zeit des Kaisers Hadrian und wurden im südwestlichen Teil der Halbinsel entdeckt. Auf der ersten Terrasse am Meer fand man ein Peristyl (ein überdachter Säulengang mit schwarz-weißem Mosaikboden), das zum Becken führte und ebenfalls mit schwarz-weißen Mosaiksteinen gepflastert war. Dieser Mosaiktyp wurde während der drei Kaiserperioden vom 1. bis zum 3. Jahrhundert verwendet. Vom Vorhof (vestibulum) auf der Meerseite gelangte man durch ein beeindruckendes breites Tor und eine Treppe in die Villa und zum Becken. Westlich der Peristyl-Mauer, die vom Meer umspült war, wurden die Räume mit dreieckigen gelben, schwarzen, grünen und weißen Marmorsteinen gepflastert (opus sectile).
LUXUSTHERME UND BODENHEIZUNG
Für die Römer hatte Wasser einen Kultstatus. Dementsprechend hatte die Villa auf Vižula einen besonders prächtigen Thermenbereich, der im Meer und an der Küste auf den beiden Seiten der Straße im westlichen Teil der Halbinsel entdeckt wurde. Man könnte sagen, dass die Römer die Annehmlichkeiten eines Wellnessurlaubs in ihren Häusern auf Vižula genießen konnten. Es handelt sich dabei um Privatbäder (thermae) mit Warmluftzufuhr durch Keramikröhren (tubulus) in Böden und Wänden. Das Wasser für die Therme wurde im sogenannten Prefurnium (praefurnium) und Hypokaustum (hypocaustum) aufbereitet. Als Brennstoff für den Ofen wurden Holz und Trester verwendet. Auf Vižula wurden bisher zwei Hypokausten gefunden – eines davon im Meer neben dem Raum mit dem Heißwasserbecken bzw. caldarium. Archäologen haben sogar 18 Räume zum Baden, für Freizeitaktivitäten und gesellschaftliche Treffen entdeckt. Die neusten Forschungen haben auch einen kleineren Thermenkomplex aus der ersten Bauphase offengelegt, was zeigt, dass die Bewohner der Villa in ihren Räumen das hatten, was wir heute als Privatwellness bezeichnen würden.
An der Küste wurde ein komplett erhaltenes Kanalisationssystem mit einem Steingitter entdeckt. Mit diesem System wurde das Abwasser ins Meer abgeleitet. Trinkwasser wurde durch Bleirohre in die Villa geleitet. Man entdeckte Spuren dieser Rohre ebenso wie ein architektonisch komplexes Drainagesystem zum Meer hin.
Die neusten Luftaufnahmen zeigen, dass sich zur römischen Zeit im westlichen Teil der Halbinsel Vižula unterhalb der Thermen ein kleiner Kai befand. Von dort aus fuhren die reichen Bewohner der Villa hinaus, um das Meer und die Sonne zu genießen oder sich den Festlichkeiten in den zahlreichen römischen Sommervillen in der Umgebung anzuschließen.
Auf Vižula wurden außerdem fünf Wasserzisternen entdeckt. Eine davon – ein großer Wasserspeicher mit Tonnengewölbe, der von den Bewohnern der Villa vom 1. bis zum 6. Jahrhundert genutzt wurde – befand sich auf der zweiten, höheren Terrasse im westlichen Teil der Halbinsel oberhalb des Meeres. Neben der Zisterne befanden sich mit Fliesen bedeckte Seitenräume. Die Zisterne gehörte zum älteren, julisch-claudischen Teil der Villa, der im Verlauf der Geschichte niedergebrannt wurde. Das lässt sich aus dem Umstand schließen, dass der schwarz-weiße Mosaikboden an der Nordseite des Nachbarraumes mit Asche und später mit verdichtetem Erdboden bedeckt wurde.
In unmittelbarer Nähe befand sich auf der dritten Terrasse ein Wasserspeicher und daneben ein Hypokaustum, ein Heizungssystem mit Brennofen und Heizraum zur Warmluft- und Wasseraufbereitung, das über viele Jahrhunderte verwendet wurde. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Römer mit den Vorzügen der Bodenheizung vertraut waren. Bleierne Wasserzuführungsrohre und keramische Abwasserrohre wurden um die Villa herum verlegt. Hier befand sich möglicherweise auch ein kleines Nymphäum bzw. Nymphenheiligtum. Entdeckt wurden auch kleine korinthische Kapitelle aus weißem Marmor, Teile einer kleinen Marmorskulptur sowie die Hand des römischen göttlichen Wesens Puta (numen), welches die Römer zum erfolgreichen Beschneiden von Olivenbäumen, Weinreben und Rosengärten herbeiriefen. Ein großer, viereckiger Wasserspeicher, der diesen Teil der Villa dominiert, hat monolithische Steinwände mit gut erhaltenem hydraulischen Putz. Der Boden ist mit wunderschönen Keramikfliesen mit Fischgrätenmuster (opus spicatum) gepflastert; in der Mitte befindet sich ein Absetzbecken aus Stein und darüber ein monolithischer Kranz ebenfalls aus Stein. Infolge der Konservierungsmaßnahmen ist ein Teil der Zisterne heute mit Erde bedeckt.
WUNDERSCHÖNE MOSAIKEN UND EINE KONSTANTIN-MÜNZE
Auf der dritten Terrasse, nördlich vom Hypokaustum, wurde ein Raum mit einem spätantiken viereckigen, blau-ockerfarbenem Mosaik gefunden. Es wird angenommen, dass dieser anfangs als Umkleideraum für den Besuch der Therme und danach als Audienzsaal diente. Im 5. und 6. Jahrhundert bzw. in der westgotischen und frühbyzantinischen Phase wurde dieser Raum in eine große Residenzhalle mit viereckigen Dachträgersäulen umgebaut. Östlich des Hypokaustums wurden drei Räume mit einem einzigartigen geometrischen, mehrfarbigen Mosaik entdeckt. In dieser für das 4. Jahrhundert typischen Mosaikornamentik überwiegen Zopfmuster und Rhomben. Lateinische und griechische Kreuze in Quadraten und Rhomben wurden aus blauen und schwarzen Steinfliesen angefertigt und sind von einem weißen Mosaik umrahmt.
Archäologen zufolge wurde in dieser jüngeren Dekorationsphase in der Zeit des Kaisers Konstantin des Großen (280–337) ein ganzer Flügel der spätantiken Villa neu ausgerichtet. Es wurde ein 27 m langer Spazierweg entdeckt, dessen mittleren Abschnitt ein Mosaik mit identischen geometrischen Motiven ziert und der mit einem doppelten mehrfarbigen Zopfmuster umrahmt wurde. Wie ein 2,7 m breiter Teppich diente dieser Raum als Übergang von der zweiten zur dritten Terrasse.
Von der Mitte des Flurs, den Verzierungen aus der Zeit Kaiser Konstantin und des Prinzen Crispus schmücken, führte eine große monumentale Tür in die angrenzende östliche Halle. Der Flur war über ein Treppenhaus von der dritten Terrasse aus zugänglich. Die Archäologen vermuten, dass diese Räume zusammen mit einigen Zimmern der Villa zur Zeit des Kaisers Konstantin des Großen erneuert und genutzt wurden. Ein Beweis hierfür ist die Konstantin-Münze, die in die nordöstlichen Ecke des Mosaikbodens eingearbeitet wurde. Von diesem Flur aus gelangte man durch eine monumentale Tür und über eine Treppe in einen trapezförmigen Raum, den prächtige Mosaiken mit gelben, geometrischen Mustern zierten, die durch Rhomben verbunden waren und die ein breiter ockerfarbener Rahmen aus Keramikplatten säumte.
In die Räume auf der vierten Terrasse, deren Zweck noch nicht bestimmt werden konnte, gelangte man über zwei Treppenstufen aus der jüngeren Bauphase. Später, im Frühmittelalter, wurde daneben ein viereckiger Turm aus keramischen tegulae errichtet. Es wird angenommen, dass dies ein Steinofen war. Nach der Invasion der Barbaren bzw. Awaren und Slawen in Istrien Ende des 6. Jahrhunderts änderte sich auch der Nutzungszweck der kaiserlichen Villa auf Vižula: Flüchtlinge vom Festland suchten nun im Wohnkomplex auf der Halbinsel Zuflucht. Ende des 6. Jahrhunderts wurden die einzelnen Räume der einstigen Villa von einer oder mehreren Familien genutzt, die hier Feuerstellen zum Heizen und Kochen errichteten. Dadurch wurden das spätantike Atrium (ambulacrum) mit einem Mosaik aus der Zeit des Kaisers Konstantin auf der dritten Terrasse ebenso wie der Mosaikboden im trapezförmigen Raum zerstört. Zum Bau dieser Feuerstelle verwendete man die Steine aus den Olivenpressen und Säulen (spolia).
DIE GROSSE SCHIFFSANLEGESTELLE
In ihrer Blütezeit hatte die Villa auf Vižula einen separaten Bereich, der für Wirtschaftstätigkeiten bestimmt war. Dort wurde eine versunkene römische Schiffsanlegestelle mit einer 30 Meter langen und 6 Meter breiten Mole auf der südöstlichen Seite der Halbinsel entdeckt. Es ist interessant, dass diese Schiffsanlegestelle durch einen Wellenbrecher geschützt war und sich nach Süden hin öffnete. Es kann mit Sicherheit behauptet werden, dass sie im Verlauf der Geschichte zwischen dem Ende des 1. und dem 4. Jahrhundert mehrmals aus- und umgebaut wurde. In der Bausubstanz wurden zahlreiche Gegenstände entdeckt: Fragmente von Amphoren, Keramikschüsseln und -krügen, Knochen-, Phallus- und Bronzeamulette, Stuckreliefs und Fresken sowie gelbe, schwarze, grüne und grauweiße Marmorsteine ebenso wie monumentale Kapitelle und Steinsäulen. Dies waren größtenteils Zierelemente der Villa aus dem 1. und 2. Jahrhundert, die als Baumaterial für die Schiffsanlegestelle verwendet wurden.
In diesem Handelshafen, der bisher in einer Länge von 200 m erforscht ist, wurden zusammengefallene Lagerräume entdeckt und erneut mit Erde bedeckt. Auch Amphoren aus dem Mittelmeerraum und Kreta fand man dort. Es wird angenommen, dass sich hier auch eine Zisterne befand, die durch Kanäle mit den Lagerräumen an der Küste und den Gebäuden verbunden war, die heute unter der Meeresoberfläche liegen und sich mehr als 50 m ins Meer erstrecken. Zu dieser versunkenen Architektur gehören auch ein großes, ovales Schwimmbecken (12 x 5 m) und ein Gebäude mit zwei Apsiden, dessen ursprünglicher Zweck nicht bekannt ist.
Hier befand sich eine private Schiffsanlegestelle, von der aus Oliven, Öl, Wein und andere Waren aus der Bucht Medulin und von Vižula aus in größere Häfen und weiter in den Mittelmeerraum transportiert wurden. Auch Olivenpressen wurden hier entdeckt. Es ist bekannt, dass Oliven in römischer Zeit durch das Eintauchen in Meerwasser konserviert wurden. Diese Methode wird in einigen Teilen Dalmatiens auch heute noch angewendet. Natürlich wurden auch Luxus- und Alltagsgegenstände aus dem gesamten Mittelmeerraum in die Villa befördert. In diesem monumentalen Komplex, den ebenfalls Mosaikböden zierten, waren sämtliche Einrichtungen untergebracht, die für das Leben im Hafen notwendig waren – von Tavernen bis hin zu Gasthäusern für Matrosen und Sklaven. Vielleicht befand sich neben den Lagerhäusern sogar eine Schmiede.
Unweit der Schiffsanlegestelle wurde im nordöstlichen Teil der Halbinsel eine villa rustica mit einem großen Areal an Nebengebäuden gefunden. Auf dieser Anlage, ähnlich einem römischen Bauernhof, lebten und arbeiteten höchstwahrscheinlich die Sklaven, die ihren reichen Herren ein Luxusleben ermöglichten. Hier wurden auch ein teilüberdachter Lagerraum mit großen Tongefäßen (dolium) und ein Ölabsetzbecken gefunden.
Die Halbinsel war an der Nordseite, die nach Burle und Biškupija blickt, durch einen teilweise im Felsen eingeschnittenen und gepflasterten Weg (170 x 3,5 m) mit dem Festland verbunden. Heute befindet sich diese Straße, die einst zur Villa führte, etwa 1,5 m unter der Wasseroberfläche. Dies ist vermutlich auch der Standort des Aquädukts (aquaeductus), mit dessen Hilfe vor zwei tausend Jahren Wasser aus den Quellen am Festland in den Wohnbereich der Villa transportiert wurde, da auf der Halbinsel bisher keine Trinkwasserquellen gefunden wurden. Der damalige Weg nach Vižula folgte nicht der heutigen Straße von Burle.
Auf Vižula wurden auch zwei Steinbrüche entdeckt. Der kleinere Steinbruch aus römischer Zeit befand sich unweit der Crispus-Villa und der größere lag dort, wo sich heute die Bühne befindet. Der Stein aus diesem Steinbruch wurde später für den Bau von Medulin und die umliegenden Orte verwendet.